TY - BOOK AU - Hans Tessar PY - 2007 CY - Hamburg, Deutschland PB - Diplom.de SN - 9783836607179 TI - Das gesellschaftliche Unbewusste T2 - Versuch der Ergründung unreflektierter gesellschaftlicher Strukturen UR - https://m.diplom.de/document/225276 N2 - Inhaltsangabe:Einleitung: Strenggenommen kann so etwas wie ein „gesellschaftliches Unbewußtes“ nicht empirisch wahrgenommen werden. Vom empirischen Standpunkt aus gesehen gibt es so etwas wie ein „gesellschaftliches Unbewußtes“ daher nicht, und dem ist wohl strenggenommen auch beizupflichten. Dies ändert aber nichts daran, daß das menschliche Zusammenleben (unter anderem) durch Sitte und Gesetz geordnet ist. Die meisten der gesellschaftlichen Regeln waren jedenfalls in früheren Zeiten nicht schriftlich fixiert, sodaß zumindest zu dieser Zeit das zwischenmenschliche Zusammenleben in erster Linie durch die Sitte geregelt war, wobei diese grundsätzlich nicht sprachlich-kognitiv tradiert worden war. Ausgehend von dieser Beobachtung kann somit behauptet werden, daß jedenfalls dieser „gewohnheitsrechtliche“ Verhaltenskodex (=Sitte) sich dadurch auszeichnete, das menschliche Zusammenleben zu strukturieren, obwohl sein Inhalt nur sehr rudimentär bekannt war. Meines Erachtens ist diese unbestreitbare Tatsache die Einfallspforte für die Ergründung des Phänomens des gesellschaftlichen Unbewußten. Wenn man nämlich, ausgehend von dieser Feststellung, die Sitte näher betrachtet, gelangt man notgedrungen zur Erkenntnis, daß die Sitte nicht das einzige Phänomen ist, das unabhängig vom individuellen menschlichen Willen die menschliche Verfaßtheit beeinflußt und bestimmt. So kann z.B. die Sitte immer erst aus ihrer Einbettung in die gesellschaftlichen Strukturen, Institutionen und Wechselprozesse her verstanden bzw. ergründet werden. Die Sitte erhellt sich sohin erst dann, wenn man ihre Funktion und Bedeutung innerhalb der konkreten gesellschaftlichen Wirklichkeit erfaßt hat. Wenn man sohin versucht, die Sitten in einer Gesellschaft zu analysieren, stößt man unweigerlich auf weitere Phänomene, welche einen maßgebenden Einfluß auf die „Willensentscheidungen“ und Handlungen des Einzelnen haben, wenngleich sie vom jeweiligen Individuum grundsätzlich weder reflektiert noch hinsichtlich ihres Einflusses auf die subjektive Lebenssituation wahrgenommen werden. All diese „Mechanismen“ der Gestaltung der menschlichen Wirklichkeit haben ein Merkmal jedenfalls gemeinsam, nämlich daß sie nur postuliert, nie aber sinnlich wahrgenommen werden können, sodaß wieder der Schluß recht nahe liegt, daß sie möglicherweise gar nicht wirklich existieren, sondern nur rein willkürliche Theorien eines Beobachters sind, mit denen dieser bei mehreren Personen bzw. Kulturen beobachtbare […] KW - philosophie, erkenntnisphilosophie, sprachphilosophie, paradigma, psychoanalyse LA - Deutsch ER -